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Kein Großinvestor im Fußball – eine Chance für den Rest von Sportdeutschland?

Er kann die Augen nicht von mir wenden, schräg durch den halben Bus. Was will dieser Mann? Schließlich kommt er zu mir: Es geht um den Eintracht Frankfurt Aufkleber auf meinem Tagesrucksack. „Ich bin Fan von West Ham United. Ich war im Stadion in Frankfurt: Unglaublich, was die Fans dort auf die Beine gestellt haben an Stimmung, an Choreografie. Ich hatte Gänsehaut, obwohl das ja der Gegner war. Wir haben verloren, doch ich habe den Tag genossen. Wenn man irgendwo verlieren muss, dann bei der Eintracht.“

So weit, so erfreulich für mich als Hessen: Ja, die Eintracht Fans sind Champions League. Mindestens. Doch dann: „Sowas gibt es in England schon lange nicht mehr. Alles dreht sich um Geld. Für normale Fans, die ja so eine Fankultur auf die Beine stellen, bleibt nicht viel übrig.“

Hm. Ist es das, was „wir“ wollten? Wir holen CVC in den deutschen Fußball. Eine Milliarde. Nicht von Fans des Fußballs, sondern von den berüchtigtsten Investoren der Welt. So etwas heißt dann unweigerlich auch: Das Geld muss zurück fließen, mit erheblicher Rendite.

Doch woher hätte dieses Geld, diese Rendite, kommen sollen? Eben doch von den Fans. Die noch teurere Tickets kaufen, noch mehr unterschiedliche Zeiten akzeptieren, noch mehr Fernsehpakete buchen müssten.

Nicht nur, dass viele normalverdienende Fans dann raus gewesen wären: Das Geld, so könnte man vermuten, hätte dann auch in anderen Sportarten gefehlt. Oder hätte man darauf hoffen sollen, dass die nicht ganz so wohlhabenden früheren Fußballfans dann anderem Sport gegenüber aufgeschlossener geworden wären? Ich habe da meine Zweifel. Vermutlich wäre es eher so geendet, dass massive Werbung schon Zweit- und Dritt-Sendezeiten so anpreisen würden, dass Turnen, Schwimmen, gar Gewichtheben, … erst recht keine Chance mehr gehabt hätten auf Zuschauer, auf Einnahmen, und damit auch auf zukünftige Talente. Dass noch mehr potenziell für Sport verfügbares Geld in den Fußball geflossen wäre.

Während ich dies schreibe, gerade eben noch ohne die ganzen Konjunktive, platzt dieses Vorhaben. Für die Gänze des Sports, und für diejenigen, die noch an die oft bemühten Ideale im Sport glauben, ist das eine gute Nachricht.

Sport ist eben doch viel mehr als eine Geldmaschine und ein einfach gestricktes Unterhaltungsprogramm.

Sport ist Vorbild für Werte und Tugenden.

Sport ist Freude und Motivation.

Sport schafft die Voraussetzungen für gesunde, leistungsfähige und selbstständige Menschen, für eine resiliente Gesellschaft und für Völkerverständigung und Friedenssicherung.

Zumindest kann Sport all dies sein – wenn er nicht nur im Kontext von Geld und Macht genutzt und ausgebeutet, sondern mit Begeisterung und Authentizität gestaltet wird. Das wiederum geht uns alle an: Lasst uns diese Entwicklung als große Chance betrachten. Die Menschen in Deutschland haben gezeigt, dass sie einen Sport wollen, der ihnen, uns allen, „gehört“. Lasst uns den Sport in diesem Sinne für uns alle gestalten: Mit Spannung und Spektakel, mit Ehre und Authentizität. Und vor allem mit Teilhabe, mit Lust auf Leistung, aber auch mit Bewegungsfreude für alle. Der Innovation Hub Spitzensport, die Joy of Movement Pioneers und die Innovationsmanufaktur steuern gerne kreative Lösungsvorschläge bei, wo auch immer dies gewünscht sein mag.

Auch ohne Geld lässt sich hier viel erreichen, wie unser Ressourcenworkshop gezeigt hat. Doch Geld wäre natürlich eine große Hilfe: zur Unterstützung von Motivatoren, Trainern und Ehrenamt; für nachhaltige Sportstätten und eine bewegungsfreudige Infrastruktur. Eine Milliarde stand beim Fußball zur Diskussion. Milliardäre haben wir doch auch in Deutschland genug. Können nicht die sehr Wohlhabenden in Deutschland uns und der Welt zeigen, dass wir genügend Ressourcen haben und auch einsetzen, „wert“vollen Sport zu gestalten?

Sport ist in seiner Bedeutung und Vielfalt sicher das perfekte Feld, etwas zurückzugeben an die Gesellschaft, die diesen Reichtum ja ermöglicht. Mit Lebensfreude und Gesundheit als Rendite.

Man wird ja noch träumen dürfen…